Skorpiongift
Tödlich oder nicht Tödlich
Von den weltweit etwa 1750 bis 2500 Skorpionarten sind lediglich rund 50 für den Menschen giftig und potenziell tödlich. Die in Europa heimischen Skorpione stellen hingegen keine ernsthafte Gefahr für den Menschen dar.
Gefährliche Skorpionarten:
Insbesondere Dickschwanzskorpione, die in Südeuropa und Nordafrika vorkommen, gelten als ernsthafte Bedrohung.
Der große, helle „Androctonus australis“ besitzt ein Gift, dessen Wirksamkeit mit der einer Schwarzen Mamba vergleichbar ist.
Giftigkeit von Skorpionen:
Die Giftigkeit eines Skorpions korreliert mit der Morphologie: Je kräftiger die Scheren und je schlanker der Schwanz, desto geringer ist in der Regel die Giftwirkung. Zudem setzen größere Exemplare ihren Giftstachel seltener ein.
Lebensraum:
Skorpione bewohnen vorwiegend sandige oder steinige Böden sowie Bodennähe in tropischen und subtropischen Regionen, Wüsten und Halbwüsten.
Einige wenige Arten sind kletternde Baumbewohner, Wanderer oder Höhlenbewohner.
Skorpiongifte, auch als scorpion poisons bezeichnet, sind von Skorpionen produzierte toxische Sekrete, die in bestimmten Fällen auch für den Menschen gefährlich sein können. Diese Gifte bestehen aus einem Komplex neurotoxisch wirkender Polypeptid-Toxine, den sogenannten Scorpaminen, welche entweder aus weniger als 40 oder aus 60 bis 70 meist basischen und aromatischen Aminosäuren zusammengesetzt sind. Zusätzlich enthalten sie proteolytische und hämatolytische Enzyme (wie Phospholipasen A, Acetylcholinesterasen, Ribonucleasen und Hyaluronidasen) sowie biogene Amine (Serotonin, Tryptamin und Histamin), die jedoch eine untergeordnete Rolle im Vergiftungsgeschehen spielen. Der Hauptangriffspunkt dieser Neurotoxine ist der Natriumkanal in erregbaren Membranen. Die α-Toxine der Skorpionarten der Alten Welt (z. B. Androctonus australis, Leiurus quinquestriatus) bewirken eine dauerhafte Erregung des Kanals, der sich nach dem Öffnen nicht wieder schließt. Andere Toxine verhindern oder verzögern das Öffnen des Kanals und blockieren dadurch die Erregungsleitung (β-Toxine der Arten der Neuen Welt, z. B. Centruroides sculpturatus). Das γ-Toxin aus dem Gift des brasilianischen Skorpions Tityus serrulatus verzögert sowohl das Öffnen als auch das Schließen des Kanals, wenn dieser bereits geöffnet ist. Weitere Gifte, die nur in sehr geringer Konzentration vorkommen, wie das Noxiustoxin (aus dem Gift von Centruroides noxius) und das Charybdotoxin (aus dem Gift von Leiurus quinquestriatus), hemmen mit hoher Spezifität Kaliumkanäle. Bei einer Vergiftung führen vor allem die für den Natriumkanal spezifischen Toxine zu einer Vielzahl komplexer Symptome, darunter die Ausschüttung von Neurotransmittern (u. a. Katecholamine) mit Folgeerscheinungen wie Hypertonie, Tachykardie, Lungenödem und Stoffwechselentgleisungen (Hyperglykämie, Hyperkaliämie). Die meisten Skorpionstiche verlaufen bei Erwachsenen relativ mild, verursachen Schmerzen, sind jedoch nicht lebensbedrohlich und erfordern keine Behandlung. Schwere Vergiftungen äußern sich durch ein komplexes Krankheitsbild mit Abdominalkrämpfen, Kreislaufproblemen, Herzbeschwerden und massivem Lungenödem. In kritischen Fällen sind spezifische Antiseren bei frühzeitiger Anwendung wirksam. Bei bereits manifesten Kreislaufproblemen und Lungenödem empfiehlt sich eine symptomatische Behandlung mit α-Rezeptoren-Blockern (Prazosin) und Vasodilatatoren (Hydralazin, Nifedipin).
Skorpiongifte
Lqh III, das α-Toxin des Gelben Israelischen Skorpions (Leiurus quinquestriatus hebraeus), wirkt etwa tausendfach stärker auf die Natriumkanäle im peripheren Nervensystem als auf Nervenzellen im Gehirn – eine Eigenschaft, die für die Entwicklung neuartiger Schmerztherapeutika genutzt werden könnte.
Quelle: spektrum.de
Warum Skorpiongift die teuerste Flüssigkeit der Welt ist
Das Gift eines der gefährlichsten Skorpione der Erde gilt als die wertvollste Flüssigkeit der Welt, da es weit mehr Anwendungsmöglichkeiten besitzt als nur die Tötung von Lebewesen.
Der Todespirscher, der in den Wüsten und Buschgebieten Nordafrikas sowie des Nahen Ostens beheimatet ist, verdient seinen Namen durch die Produktion eines der tödlichsten Gifte, die dem Menschen bekannt sind. Ein Stich dieses Tieres ist zwar nicht zwingend tödlich, jedoch äußerst schmerzhaft.
Stiche selten lebensbedrohlich
Skorpionstiche sind generell selten lebensbedrohlich, wobei insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen ein erhöhtes Risiko tragen. Im Gift des Todespirschers befindet sich das Peptid Chlorotoxin, das potenziell bei verschiedenen medizinischen Durchbrüchen Anwendung finden kann, darunter die Behandlung bestimmter Krebsarten und weiterer Erkrankungen.
Chlorotoxin wurde bereits eingesetzt, um Größe und Lage von Tumoren zu identifizieren. Zudem konnten Experimente mit dem Peptid an Mücken Malaria eliminieren, was Hoffnungen auf ähnliche Erfolge beim Menschen weckt. Der Preis für dieses Gift ist außergewöhnlich hoch: Eine Gallone des Giftes würde einen Wert von etwa 39 Millionen Euro besitzen.
Quelle: oe24.at